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aus meinem Familienalbum: mein Großvater und Autos

Ferdinand Lanner I - *1878 - 1943

Bereits vor dem ersten Weltkrieg stand der Name meines Großvaters immer wieder in den Siegerlisten von Bergrennen und Zuverlässigkeitsfahrten. Die ersten großen Erfolge ermöglichte ihm die Puch-Rennwagen (Konstrukteur Karl Slevogt). Mit der 4 ltr Version dieses Fahrzeugs wurde 1909 auch der österr. Geschwindigkeitsrekord (130,4 km/h) eingestellt. Mein Großvater war dabei. (AAZ 1909 Nr. 34)


1911 Sieger 20 km Troppau-Mährisch-Ostrau auf Puch-Rennwagen 5 ltr ohc-Motor - 103 km/h Durschschnitt ..

Rechts Johann Puch, dessen Motorräder damals schon sehr erfolgreich an Rennen teilnahmen.

1920 - oder früher ??
dieses Bild
entstand bei der Erprobung von Flugmotoren (Phoenix Schulmaschine - ca. 1912).

   

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Nicht nur schnelle Autos, auch andere Motoren begleiteten sein Leben. Sein Beruf war Automobil- und speziell Motorenkonstrukteur.

Nach den Jahren bei Puch (oder schon währenddessen?) führte der Lebensweg meines Großvaters auch zu den Flugmotoren. Nach meinen Unterlagen bestanden enge Kontakte zu den k.u.k. Luftschiffern und später (nach 1911) auch zu den Fliegern.

Ob seine Dienstzeit während des 1.WK bereits damals begann oder er aufgrund seiner Kenntnisse eingezogen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Auf jeden Fall war er in den Jahren 1916-1918 k.u.k. Offizier, mit Einsätzen sowohl beim Kraftfahrkorps als auch bei den Luftschiffern, wahrscheinlich auch bei den Fliegern.

Austro-Daimler, Puch, Lohner, Warchalowski und Austro-Fiat arbeiteten vor und im WK1 an der Entwicklung und dem Bau von Flugmotoren (z.T. zusammen). Sie befassten sich auch nach 1919 offenbar weiter damit, wenn auch in geringem Umfang, da für solche "Vergnügen" keine Mittel mehr zur Verfügung standen.


ca. 1917
als k.u.k. Offizier in Südtirol - links Fiat (Fiat Wien) Lkw, rechts Austro-Fiat Subventions-Lkw

   

 

Bemerkung am Rande ... während mein Großvater als Offizier zur Verteidigung der Südfront (Südtirol und Isonzo) kommandiert war, meldete sich mein Vater 1917 freiwillig zu den Tiroler Gebirgsschützen. So waren beide an der selben Front im Einsatz.


Im 1.WK wurde bei Austro-Fiat ein Flugmotorenwerk auf neuestem, Stand der Fertigungstechnik für Hiero-Flugmotoren (Kostruktuer Otto Hieronimus) eingerichet. Hieronimus war Konstrukteur und auch Rennfahrer bei Laurin & Klement, dem größten Konkurrenten von Puch bei den Rennen um den Thurn & Taxis Pokal (1909-1911). Daher kannten sich mein Großvater und Hieronimus gut. Wahrscheinlich war das der Grund, dass mein Großvater bereits während des Kriegs zu Austro-Fiat ging, um in der Motorenentwicklung der Hiero-Motoren mitzuarbeiten.

Fiat hatte nach Kriegseintritt Italiens seine Anteile an Austro-Fiat aufgegeben. Nach Verhandlungen zog sich Fiat 1920 ganz zurück. Daher konzentrierte man sich bei Austro-Fiat (nun "Österr. Automobil-Fabrik, vormals Austro-Fiat") nach dem Krieg auf die Entwicklung eigener Pkw und, wie bereits in den Kriegsjahren, Nutzfahzfahrzeuge. Die Pkw IIDR und 1C basierten auf alten Fiat Typen, der Typ AF1 wurde ein völlig eigenentwickletes Fahrzeug. Die Aufgaben meines Großvaters änderten sich entsprechend und er war auch bei der Entwicklung des AF1 für den Motor und Antrieb verantwortlich.

In den Jahren 1921 (mit 1C und Fiat) und 1923 bis 1927 (mit AF1) war er als Werksfahrer bei Bergrennen und Wertungsfahrten immer vorne dabei. (siehe div. AAZ, Bücher H.H.von Fersen - "Sportwagen in Deutschland" oder Martin Pfundner - "Vom Semmering zum Grand Prix" und "Die Alpenfahrt 1910-1973").

 

   

1921

Beim Rennen Königssaal-Jilowitscht im Mai 1921 startete er mit einem Fiat 501 in der Klasse bis 1,6 ltr - Zweiter der Klasse.
( Bild in AAZ 1921, Nr 23)

Sein erster Erfolg nach dem Krieg war der Sieg beim Semmering-Rennen am 18.9.1921 auf AF IC mit 2,2 ltr. (gemeldet von H. van der Straaten). Klassensieg Automobile bis 2,5 ltr. und beste Zeit aller Automobile. (Motor-Flug 1921 Nr 19/20)

Nur wenige Tage später (25.9.1921) siegte er beim Riesrennen mit einem der beiden von Dir. Hans Schiller gemeldeten AF. Wieder Klassensieg bis 2,5, ltr. Schneller war nur Delmar auf Steyr und Weiß auf Puch Spezial (Motor-Flug 1921 Nr 19/20)

1922 hielt Baron Veyder-Malberg mit mehreren Erfolgen die (Austro)-Fiat Fahne hoch, der AF 1 war noch nicht fertig. - Baron Veyder Malberg war 1915 bis 1922 techn. Betriebsleiter bei Austro-Fiat, ging dann zu Steyr und wurde 1932 kaufmännischer Leiter und danach auch Teilhaber der ersten Porsche GmbH (ab 1937 Porsche KG).

1923

ein Zeitungs-Ausschnitt
1923 österr.-ungarische Wertungsfahrt
"siegreich" waren alle ohne Strafpunkte
.

Resume zum Jahr 1923 aus AAZ 1924, Nr 11 :

" ...Ferdinand La n n e r absolvierte auf dem A.F. I der 0esterreichischen Auto-
mobiI - fabriks - A. G., vormals Austrofiat, eine seiner gewohnt schlönen Fahrten. Wie erinnerlich, hatte Lanner im Vorjahre sowohl im Hollenburg-Rennen wie auch auf dem Semmering mit A. F. I vielbemerkte Siege errungen, und hiebei die beste Zeit aller Vierzylinder-Tourenwagen erzielt. Weiter startete der A. F. I in Lanners Hand in der Oesterreichisch - Ungarischen Wertungsfahrt
als der einzige Wagen dieser Marke und Type. Es sei darauf hingewiesen, daß der A. F. I punktelos ans Ziel gebracht wurde und dessen Lenker mit zu den Preisträgern zahlte. Er erwies sich auch diesmal seiner Konkurrenz würdig und konnte neuerlich die beste Zeit aller VierzyIinderfahrzeuge erzielen, wobei er mit der Fahrzeit von 3: 48,6, der drittschnellsten aller Automobile, eine Reihe von motorisch stärkeren Konkurrenzwagen hinter sich lieB.
Ja, "Ferdl" versteht sein Metier, er hat den A. F. I brillant in der Hand und wird damit gewiß noch oft Preisträger werden. Es ist sicherlich eine ganz außerordentJiche Leistung, die dieser Vierzylinderwagen vollbringt, besonders
in einem Bergrennen, wo die stärkeren Fahrzeuge doch allerhand voraus
haben. ... "

 

   

 

Das Jahr 1923 brachte den ersten Einsatz des AF 1 beim Hollenburg Rennen. Mein Großvater erreichte auf Anhieb den Klassensieg (Bild AAZ 1923, Nr 17)

Im selben Jahr nahm der AF1 mit 2,47 ltr. Motor, unter Ferdinand Lanner, gemeldet von Wurmb, an der Österreichisch - Ungarischen Wertungsfahrt teil.
Hinter Walter Delmar auf Steyr und Kern auf Fiat 501 erreichte er den Dritten Platz. Vierter wurde Rudolf Graf Kinsky auf Steyr und Achter der spätere Daimler-Benz-Entwicklungschef Fritz Nallinger mit einem Benz. (Motor-Flug 1923, Nr 7)

Beim Semmering-Rennen wurde zum ersten Mal die "rennmäßige" Karosserie eingesetzt, Ferdinand Lanner wurde mit dem AF 1, nun mit 2,65 ltr, stand als Klassensieger und Schnellster aller Vierzylinder in der Siegerliste.
(Motor-Flug 1923, Nr 9)

1924

derselbe Typ, Riesrennen 1924
Riesrennen 1924 - ÖAF Austro Fiat AF1 - 2,65 ltr., 60 PS

   

 

Das Riesrennen brachte meinem Großvater mit dem AF 1 mit 2,65 ltr einen 3. Platz aller Automobile und er war Schnellster aller Vierzylinder.
(Bericht und Bilder AAZ 1924, Nr. 11)

 

Bild li. aus dem Buch "Sportwagen in Deutschland" von H.H. von Fersen

 

1924 beteiligten sich drei vom Werk genannte ÖAF (nach außen weiterhin "Austro-Fiat" genannt) an der Alföld-Alpenfahrt. Dritter Platz der Markenwertung und alle Fahrer als Sieger gewertet, d.h. Strafapunktfrei.
(Motor-Flug 1924, Nr. 7)


1924 Alföld - Alpenfahrt
auf einem anderen AF1

8 Tage Wertungs- und Sonderprüfungen in Flachland und Gebirge. In Ungarn und Österreich. Die Kommentare in den Zeitungen von damals zu lesen, erinnert an Diskussionen, die noch in den siebziger Jahren geführt wurden. Es wurde geschimpft über verkappte Werksfahrzeuge, Service-Fahrzeuge, die in Wertung mitfuhren und speziell getunte Fahrzeuge, deren Aufgabe es nur war, Bestzeiten bei bestimmten Sonderprüfungen zu fahren um damit Werbung machen zu können oder um zu Gunsten eines Markenkollegen dessen Konkurrenten anderer Marken mögliche Wertunsgpunkte wegzunehmen. Werksregie kontra Privatfahrer.

Die 4-Zylinder AF1 fuhren gegen die 6-Zylinder von Austro Daimler und Stéyr. Lanner fuhr wie immer sehr gute Resultate am Berg, aber für positive Wertungspunkte in der Ebene war die Leistung des AF1 doch nicht ganz ausreichend.
- Ein legendärer Name findet sich unter den Motorradfahrern ..

 

   

 


aus AAZ 1924

Mein Dank an Manfred Noger !


Platz 9. von 39 gestarteten Tourenwagen

siehe Motor-Flug 1924, Nr. 7,
AAZ 1924, Nr. 13 und Nr. 14

 

 

1925

Das traditionelle Riesrennen brachte auch 1925 einen weiteren Erfolg.
Hinter dem Steyr Rennwagen unter Rützler und den großen Sportwagen von Austro-Daimler (Baron Veyder-Malberg) und Steyr (Hansal) stand der Name Lanner auf dem 2,6 ltr Austro-Fiat an vierter Stelle, er war damit auch Schnellster der Tourenwagen. ( AAZ 1925, Nr 11, Bild rechts)

Bei dem am 2.August stattfindenden Hollenburg-Bergrennen siegte mein Großvater mit bester Zeit des Tages. (AAZ 1925. Nr. 16)

Ein Titelbild in der AAZ brachte ihm der Sieg beim Tauern-Rennen ein, die beste Zeit aller Automobile für Lanner auf AF 1. - Die beste Zeit des Tages gehörte einem Mann, der damals noch nicht so bekannt war: Robert Eberan von Eberhorst, der auf seiner Matchless schon vorher zahlreiche Erfolge eingefahren hatte und im Jahr zuvor gerade seine Volontärszeit bei Puch beendet hatte. (AAZ 1925, Nr. 18)

Ein weiters Titelbild widmete die AAZ meinem Großvater auf seinem AF 1 nach seinem Sieg am Zirlerberg im Oktober 1925. (AAZ 1925, Nr. 21)

ein tolles Bild !  - Austro Fiat AF1 -Riesrennen 1925 -Vergrößerung auf Maus-Klick!
Zirlerberg-Rennen 1925
- Ferdinand Lanner mit dem ÖAF (Austro Fiat) AF 1

Er erreichte die Beste Zeit aller Automobile vor Konkurrenten auf Fiat, Citroen, Bugatti, Mercedes Kompressor, Gräf&Stift, Austro Daimler u.a.
(AAZ 1925 Nr. 21)

 

   

 

Riesrennen 1925 Lanner auf Austro Fiat AF 1
Lanner auf AF 1 - Riesrennen 1925

AAZ 1925, Nr. 11 vom 1.Juni 1925
- danke Manfred Noger !

 

 


siehe links
- einen Moment vorher.
(die Bildunterschriften in einem Buch nennt als Ort und Jahr Zirlerberg 1921 und Eduard Lanner - Es war aber 1925 und Ferdinand Lanner - siehe links und AAZ.

heiße Klamotten ...
Ferdinand Lanner mit ÖAF / Austro-Fiat AF1 1925

- 2,65 ltr., zuerst 60 - später 87 PS

 

   

In das Jahr 1925 fällt auch die serienmäßige Einführung des "super-coulasse" - ohv - Motors mit hängenden Ventilen und seitlicher Nockenwelle, der den bisherigen seitengesteuerten Motor ablöste.
Ab wann, evtl. schon 1924, dieser Motor bei Rennen eingestzt wurde, ist unbekannt. Die Leistung konnte mit diesem Zylinderkopf für Renneinsätze wesentlich leichter weiter gesteigert werden.

1926

Die Startliste des Riesrennen 1926 war zwar schwach besetzt, Ferdinand Lanner auf AF 1 erzielte die beste Zeit aller Tourenwagen und Zweitbeste Zeit aller Automobile, der eigentliche Erfolg war jedoch die Verbesserung seines eigenen Klassenrekords für Tourenwagen aus dem Vorjahr. (AAZ 1926, Nr. 10)

Beim Tauernrennen zwar gestartet, fiel der AF 1 jedoch aus.

Beim Zirlerberg Rennen fiel der AF 1 meines Großvaters schon vor dem Rennen aus, der zweite AF 1 von Holzhammer beendete das Rennen nicht.

der neue AF1 mit flachem Kühler
Zirlerberg 1926 - AF1 mit Flachkühler
(Bild aus "Sportwagen in Deutschland")


   

 

Bei Austro-Fiat wurde bereits 1926 beschlossen, den Bau und damit auch Weiterentwicklung und die Rennteilnahme im Jahr 1927 einzustellen, da die Nutzfahrzeuge hinsichtlich Umsatz und Ertrag das stärke Standbein der Gesellschaft waren.

Im Jahr 1926 war daher der Einsatz bei Rennen auch nur noch halbherzig.


 

Zu den scheinbar wenigen Erfolgen ist generell anzumerken, dass damals die Möglichkeit an Rennen überhaupt teilzunehmen, sehr begrenzt war.
Die Zahl der ausgetragenen Rennen war gering, die meisten daher Bergrennen. Es gab zwar Bahnrennen für Motorräder, aber keine nationalen Rundstrecken-Rennen. Als Zuverlässigkeitsprüfung die Alpenfahrt, alles andere erforderte Teilnahme an internationalen Rennen oder Zuverlässigkeitsbewerben, und die erforderten sehr gut gefüllte Budgets, was in diesen Jahren sehr selten war.

Bei Austro-Fiat wurde die Nutzfahrzeugfertigung hinsichtlich Umsatz und Ertrag immer wichtiger, daher wurde die Pkw-Fertigung und damit auch die Teilnahme an Rennen 1927 eingestellt.

 


   

Seine Erfolge bei Puch und bei Austro-Fiat brachten ihm u.a. 1933 das goldene Sportehrenzeichen des ÖAC ein. - Ferdinand Anton Viktor Lanner starb im Winter 1943.

   

 

 

   

 

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